Aula der Goetheschule Essen
Ruschenstr. 1, 45133 Essen-Bredeney
Kein Bauhaus im Westen!? 100 Jahre Rezeption und Wirkung
Zeche Zollverein Fördergerüst Schacht XII (1928-1932)
Architekten Fritz Schupp, Martin Kremmer
Photo © Tillmann Franzen, tillmannfranzen.com
Vortrag mit Lichtbildern
von
Prof. Dr. Thorsten Scheer
Hochschule Düsseldorf, Peter Behrens School of Arts,
Professur für Kunstgeschichte, Architekturgeschichte und Architekturtheorie
Vor 100 Jahren wurde das Staatliche Bauhaus von dem Architekten Walter Gropius als Ersatz und Nachfolge der Großherzoglichen Kunsthochschule und der Großherzoglich Sächsischen Kunstgewerbeschule in Weimar gegründet.
Architektur, Kunst und Design waren aufgerufen, gleichberechtigt und gemeinsam gesellschaftlichen Aufgaben zu dienen.
Walter Gropius ging es um die "Gestaltung von Lebensvorgängen", um Architektur, Kunst und Design für den neuen Menschen und für eine neue Welt. Das Bauhaus war revolutionär und es prägt und inspiriert uns bis heute.
Unter dem Titel "100 Jahre Bauhaus im Westen" erinnern in diesem Jahr in Nordrhein-Westfalen über 40 Ausstellungen und Projekte an die Gründung der berühmtesten Reformschule. Dabei wird die These verfolgt, dass Impulse aus dem Rheinland und aus Westfalen die Entstehung und Entwicklung des Bauhauses beeinflussten, so wie die Bauhaus-Idee in Nordrhein-Westfalen ihren Niederschlag fand. "100 Jahre Bauhaus im Westen" will mit seinen Veranstaltungen diese Wechselwirkungen in den Blick nehmen und die Vielfalt der Spuren und Zeugnisse des Bauhauses in Nordrhein-Westfalen seit der Weimarer Republik aufzeigen.
Hier setzt der Vortrag von Prof. Dr. Scheer an:
Entgegen der Wahrnehmung des Bauhauses als emblematischer Ausdruck der Moderne des 20. Jahrhunderts an sich, setzte seine Rezeption in der rheinischen Provinz faktisch erst viele Jahre nach seiner Schließung durch die Nationalsozialisten unter dem Einfluss des politischen Selbstdarstellungswillens in der Gründungsphase der jungen Bundesrepublik ein.
Seither hat sich das Bauhaus zu einer bis zur Unkenntlichkeit verallgemeinerten Erzählung entwickelt, deren Inhalt sich als umso weniger greifbar darstellt, je mehr sich die als ästhetische Befreiung verstandene, programmatische Ästhetik der Einfachheit durchgesetzt hat. vor diesem Hintergrund versucht der Vortrag Abgrenzungen zur zweckrationalistischen Industriebau-Architektur und zum "Bauhausstil" vorzunehmen.